Amazon Fire und Apple-Infrastruktur - eine Liebesbeziehung
Vorgeschichte:
Wir nutzen sehr viel Hardware von Apple. Neben iPhones und iMacs kommt auch ein Apple TV zum Einsatz. Zudem hatten wir zwei iPads.
Nun haben wir nur noch eines, denn das zweite Gerät ging wortwörtlich über Nacht dahin. Da ich ein Tablet überwiegend dafür nutze, um in horizontaler Position an meinen Romanen zu arbeiten, wann immer mich der Schmerz zum Niederlegen zwingt, holte ich ein älteres Windows RT hervor. Es ist schwer, hat aber einen angenehmen Formfaktor, der eine Word-Seite sehr gut darstellt.
Leider waren die Götter der Meinung, dass ich mir besser ein neues Tablet anschaffe, und sie nahmen mir auch das RT.
Was tun?
Natürlich gingen meine Gedanken in Richtung iPad. Doch wollte ich wirklich Hunderte von Euros ausgeben, um an meinen auf OneDrive ruhenden Romanen zu arbeiten, dabei Apple Music zu hören, einen Blick auf meinen Apple-Kalender zu werfen und mit OneNote die Einkaufsliste zu ergänzen?
Sicher, neben all diesen Dingen schaue ich auch Netflix, Amazon Prime Video und natürlich das WWE Network.
Aber abgesehen von den diversen, teils freigegebenen und geteilten iCloud-Kalender, die unsere Arbeit, das Studium der Kinder und unser Familienleben organisieren, ist nichts davon Apple-spezifisch.
Was also wäre eine Alternative?
Ein Windows-Gerät kam mir in den Sinn, denn auf ihm hätte ich nicht nur Word, sondern auch mein geliebtes SoftMaker Office installieren können. Netflix und Prime Video wären kein Problem, OneDrive und OneNote vorinstalliert.
Aber der Apple-Kalender …
Ein Android-Gerät, wie ich es mit dem ASUS Transformer hatte, kam für mich nicht mehr in Frage. Echtes Android mit all seinen Google-Diensten ist für mich seit Ende 2013 ein No-Go. Ich hatte zu viele schlechte Erfahrungen mit diesem System. Ob nun ASUS, SAMSUNG oder MOTOROLA – sie alle enttäuschten mich, denn kein Gerät kam mit seinem Arbeitsspeicher aus. Hinzu kommt, dass Android in der Google-Variante höchst instabile Apps bietet; während ich das ASUS nutzte, stürzte TextMaker immer dann ab, wenn ich den Browser nutzte. Und jeder Autor weiß, wie oft man zwischen diesen beiden Apps wechseln muss!
Also doch Windows?
Aber halt – hatte ich nicht vor wenigen Wochen einen Fire 10 von Amazon getestet? War ich von seinen Leistungen nicht überaus begeistert gewesen? Hatte ich mit ihm nicht arbeiten können?
Nach einer kurzen Konferenz, an der meine Frau und ich teilnahmen, stand das weitere Vorgehen fest – ein Fire 10 würde das Windows RT ersetzen!
Das Gerät:
Da Amazon die Geräte der 5. Generation mit einem Slot für Micro-SD-Karten ausstattet und da man über einen Adapter jeden USB-Stick an das Gerät anschließen und nutzen kann, entschied ich mich für die Variante mit 16 GB und Angeboten. Letztere werden lediglich auf dem Sperrbildschirm angezeigt und lieferten mir auf dem Kindle 7 schon einige nützliche Tipps und Hinweise.
Zudem erwarb ich ihn in Weiß. Liegt er auf dem Tisch, wirkt der weiße Rahmen um die schwarze Front überaus schick. Zumindest so lange, bis er in der gleichfalls mitbestellten Hülle verschwindet …
Es wäre müßig, meinen Testbericht zu wiederholen. Ich verweise jedoch an dieser Stelle darauf, und auch auf das Test-Tagebuch, welches sich mit der Business-Seite des Fire 10 befasst.
Die Liebesgeschichte
Die Basis von Bellini, dem Betriebssystem der neuen Fire-Geräte, ist Android 5. Zum Glück aber hat Amazon das Android so verändert und optimiert, dass zügiges Arbeiten möglich ist. Google-Dienste sucht man freilich vergebens, denn Amazon möchte seine Inhalte verkaufen. Und das ist auch gut so, denn ich glaube, dass es die ständig im Hintergrund laufenden Google-Dienste sind, die dem System auf Samsung und Co. die Ressourcen klauen. Schließlich muss Google jeden Schritt des Users aufzeichnen und an Werbe-Kunden senden, richtig?
Kauft man einen Fire, dann weiß man, dass man theoretisch auf den Amazon App Store limitiert ist. Und in diesem findet man eines nicht – Microsoft Office! OneDrive und OneNote sind verfügbar, aber nicht Word, Excel oder Outlook.
Auch sucht man Apple Music vergebens.
Immerhin findet man das Office von SoftMaker; TextMaker zu starten ist also kein Problem. Richtig eingestellt macht es auf dem Fire 10 richtig Spaß, darauf seine Texte zu schreiben.
Möchte man sich mit diesen Tools begnügen, ist das okay.Zumal Prime-Kunden Zugriff auf Amazon Music haben, man also weiterhin keltische Songs hören kann, während man seine keltische Heldin in Abenteuer führt.
Möchte man hingegen mehr, kann man den Store von 1Mobile installieren. Hierzu muss man lediglich einstellen, dass Apps aus fremden Quellen installiert werden dürfen. Anschließend kann man die App von der Seite des Stores laden, sie durch antippen installieren und ohne Anmeldung nutzen. Weder muss man Daten angeben, noch Zahlungsinformationen – sofern man kostenfreie Apps installiert.
Achtung! Bei 1Mobile handelt es sich um einen alternativen Store – dies bedeutet, dass man nicht wahllos Apps installieren sollte, denn hier kann sich auch Spyware etc. tummeln! Man sollte den Store also gezielt nutzen!
Wichtig ist, dass bei 1Mobile viele Apps zur Verfügung stehen, die man nicht in Amazons App Store findet – darunter auch Microsoft Office. Dieses lässt sich inzwischen problemlos auf dem Fire 10 installieren. Zusammen mit einem Office 365-Abo bietet die Apps umfangreiche Möglichkeiten. Wichtiger aber als Word ist, dass auch Outlook installiert werden kann. Und gibt man hier seinen iCloud-Account ein, hat man Zugriff auf eMail, Kalender und Kontakte.
Bild 1 zeigt den Familienkalender …
Eine weitere App, die bei 1Mobile zur Verfügung steht, ist Apple Music. Hat man ein Abo bei Apples Musik-Dienst, kann man die App einfach laden, sich mit seinem Account einloggen und hat nach einem kurzen Abgleich Zugriff auf seine Playlisten etc. Nutzt man den Dienst noch nicht, kann man sich zu einem 30-tägigen Test anmelden.
Bleibt noch das Streaming vom Tablet zum Apple TV. Unmöglich, dachte ich, denn Apple TV (wir haben noch Version 3) ist recht wählerisch.
Aber zum Glück gibt es Airbuddy (die Vollversion zu 72 Cent), den man auch im Amazon App Store findet. Dank dieser kleinen App kann man Filme, Musik und Bilder über Apple TV auf das TV-Gerät streamen. Und dies in wenigen Schritten; die Einstellungen hierfür sind auf Bild 2 zu sehen!
Bleibt noch ein letzter Punkt – was, wenn man von seinem Fire auf Dateien zugreifen möchte, die auf dem iMac liegen?
Auch das geht – mit einer App, die weniger als drei Euro kostet. Im Amazon App Store findet man besagte App namens ES Datei Explorer.
Dieser File Manager kann nicht nur die Dateien auf dem Kindle und der eingelegten SD-Card verwalten, sondern auch auf Shares im lokalen Netz sowie auf Cloud-Dienste wie OneDrive und Dropbox zugreifen.
Mit den richtigen Einstellungen ist es möglich, auf den iMac zuzugreifen. Wie dies geht, beschreibe ich in einem separaten Eintrag!
Fazit:
Der Fire 10 kostet 199 Euro, die von mir genannten Apps sind frei oder kosten – zusammengenommen – weniger als 5 Euro.
Ich sage nicht, dass ein Fire 10 damit so gut ist wie ein iPad, denn natürlich muss man an verschiedenen Stellen Abstriche machen. Was ich aber sage ist, dass sich der Fire 10 wunderbar in eine bestehende Apple-Welt einfindet.
Besonders schön auch – all diese Apps funktionieren auf einem Fire 7 für 59,95 Euro. Möchte man einem Kind kein iPad Mini in die Hand drücken, ihm aber ein Tablet spendieren, ist der kleine Fire eine gute Alternative, die sich sehr gut in eine bestehende Apple-Struktur einbinden lässt.