Das Röcheln der Verlage
Heute wird über die neue Fassung des Leistungsschutzrechts gesprochen. Damit soll geregelt werden, dass Suchmaschinen, die Artikel von deutschen Verlagen nutzen, zur Kasse gebeten werden.
In meinen Augen ist dies einer der letzten Röchler der Verlage. Seit Jahren sind die Zahlen von Print-Medien rückläufig; das Internet ist schneller und aktueller als Zeitungen, Zeitschriften bieten nicht die multimedialen Informationen, die über das Web möglich sind. Und auch das iPad, von Mathias Döpfner als Rettung der Verlagsbranche angesehen, hat seine Zauberkraft bislang noch nicht entfaltet.
Nun also erhoffen sich die Verlage all die schönen Scheine, die sie an das Web verloren haben.
In meinen Augen eine ziemlich beschissene Idee. Schließlich haben es sich die Verlage selbst zuzuschreiben, dass sie im Zeitalter des Internets Verluste einfahren.
Schaut man sich die Webseiten der entsprechenden Verlagshäuser an, findet man darin oft langweilige Textwüsten, vielleicht ein paar Bildchen … Nicht mehr.
Wer soll dafür zahlen?
Und auch zwei Jahre nach Döpfners Aussage finden sich erschreckend wenige Zeitungen und Zeitschriften auf dem iPad - und das oftmals in einer lieblosen PDF-Ausgabe. Oder - wie es der Spiegel praktiziert - mit der Pflicht, sich separat zu registrieren, wenn man eine Ausgabe auf dem iPad erwerben möchte.
Wer hat da Lust, spontan einen Spiegel zu kaufen?
Die Verlage liegen seit Jahren in einem seligen Schlummer. Nun, aufgeschreckt von immer schlechter werdenden Zahlen, schreien sie nach dem Gesetzgeber, damit er ihnen ein paar armselige Kröten in die Kassen spült.
Dabei ist ihr Anteil bei den Suchergebnissen nicht einmal besonders hoch. So schreibt die Tagesschau heute:
Die im Internet veröffentlichten Inhalte von Medienverlagen machen nach der Erhebung eines Unternehmensberaters 7,5 Prozent aller Einträge in den Suchergebnissen von Google aus. "Der Anteil an Presseverlegern in der google.de Websuche ist also überschaubar", resümiert die Studie der Hamburger Unternehmensberatung TRG - The Reach Group mit dem Analyse-Anbieter Sistrix. Der Anteil der Google-Suchmaschinenwerbung auf Seiten mit Verlagsinhalten macht demnach nur 1,1 Prozent aus.
Es werden also keine sonderlich hohen Summen sein, die da auf jeden einzelnen Verlag zukommen. Nicht genug, um ihre Verluste zu kompensieren.
Wobei als nächstes die Frage gestellt werden muss, was denn die Verlage machen, wenn Google sie nicht länger berücksichtigt. Klagen, damit Google sie wieder aufnimmt und zahlen muss?
Angeblich geht es ja darum, dass andere mit den Erzeugnissen der Verlage Geld machen. Wenn also Google die deutschen Verlage ausschließt, haben sie auch ihren Willen bekommen; keiner verdient mit ihren Erzeugnissen Geld – abgesehen von ihnen natürlich.
Nur dürfte der Schaden, der dadurch entsteht, sehr viel größer sein als die vermuteten Verluste, welche ihnen Google News etc. bereiten.
Dass Verlage lieber Gerichte und Gesetze bemühen, statt kreativ mit dem Web umzugehen, beweisen sie auch bei ihrer Klage gegen die App der Tagesschau.
Eigentlich ist es traurig, dass deutsche Verlage so unfähig sind, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen …