Das verfrühte Jubeln der Filmwirtschaft
Manche haben sich selbst auf die Schultern geklopft, andere haben zwar ihre Hände in Unschuld gewaschen, sich aber dennoch gefreut. Die Rede ist vom Verschwinden von video2k.to. Besonders die GVU hat - ein wenig voreilig - eine Stellungnahme veröffentlicht.
Nun ist das Angebot zurück, wenn auch unter dem Namen movie4k.to. Und die Betreiber stellen klar, dass es lediglich ein Umzug war, nicht mehr. Weder haben die Staatsanwälte etwas bewirkt, noch wollten sie der Filmwirtschaft einen Gefallen tun.
Im Gegenteil!
Die GVU schrieb in ihrer Stellungnahme:
[…] Möglich ist nun, dass diese die Seite abgeschaltet haben. Falls aber die Verantwortlichen von movie2k ihr illegales Angebot selbst abgeschaltet haben sollten, deuten wir das als ein erstes Signal für ihre Bereitschaft, den entstandenen Schaden für die Filmwirtschaft nicht noch weiter zu vertiefen. Maßgeblich für das Ausgleichsinteresse der Geschädigten ist aber, ob solche digitalen Hehler auch helfen, das begangene Unrecht aufzuklären und zur nachhaltigen Eindämmung der andauernden Urheberrechtsverletzungen beizutragen.[…]
Ich bin immer noch der Meinung, dass sich die Filmindustrie mit Restriktionen und verspäteten Veröffentlichungen neuer Filme selbst schadet, und das viel mehr, als es jedes illegale Angebot könnte. Denn würde die Filmindustrie endlich aufhören, mit DRM die ehrlichen Kunden zu gängeln und damit beginnen, neue Filme zeitnah bei Online-Anbietern einzustellen, würden deutlich weniger User zu illegalen Angeboten wechseln.
Linux-User zum Beispiel haben gar keine andere Wahl, wollen sie online VoD genießen, als sich bei illegalen Angeboten zu bedienen. Alle Video-Portale setzen auf Silverlight, und das ist für Linux nicht erhältlich.
Doch auch wenn man einen neuen Film sehen will, schaut man bei Lovefilm oder Watchever in die Röhre - es vergehen Monate. ehe sie zu haben sind. Und dann auch mit Restriktionen, die man beim DVD-Verleih nicht kennt.
Die Filmwirtschaft tut alles, um User zu den Illegalen zu treiben. Schlechte Angebote, unnützes DRM und andere Einschränkungen sorgen für viel Frust. Und genau das fangen Anbieter wie kinox.to oder movie4k.to ab.
Ob man will, oder nicht - man muss den Anbietern in ihrem Statement recht geben. Denn sie schreiben:
[…] Das alles hier ist das Resultat eines kollektiven Bedürfnisses der Menschen nach kostenfreien Medien. Die Menschen wollen Movie2k.to bzw. Movie4k.to. […] Ist es nicht an der Zeit etwas an dem aktuellen Geschäftsmodell zu ändern und den Einfluss der neuen Medien zu akzeptieren? […]
So ist es wohl. Denn wenn eine Seite laut GVU mehr Besuche hat als SpOn, dann müsste auch die Filmwirtschaft erkennen, dass es sich bei den Besuchern nicht um Kriminelle handelt, die einfach billig an Filme kommen wollen. Die GVU muss begreifen, dass diese illegalen Seiten ein Bedürfnis befriedigen, das eigentlich die Filmwirtschaft befriedigen sollte. Denn die Nachfrage führt eigentlich zu einem Angebot. Nur in der Filmwirtschaft nicht; dort setzt man auf alte, überkommene Modelle und Gängelung der Kunden.
Will also die GVU Schaden von der Filmwirtschaft abwenden, muss sie sich endlich bewegen und den Kunden geben, was sie wollen - und für was sie auch bezahlen würden, würde man sie nur lassen. Nicht Staatsanwälte, Gesetze und Internet-Sperren beheben das Problem, sondern ordentliche Angebote.