Im Test: Kindle Fire HD 7"
In den letzten Tagen hatte ich Gelegenheit, einen Kindle Fire HD für dieses Weblog zu testen. Bei dem Gerät handelte es sich um einen Kindle Fire HD 7" mit 16 GB Speicher.
Hard- und Software:
Das kleine Gerät liegt schon beim Auspacken gut in der Hand. Der etwas schmale Packungsinhalt ist angesichts des Preises von 199 Euro in der Variante mit Werbung zu verschmerzen. Eine Anleitung, das Gerät sowie ein USB-Kabel zum Anschluss an einen PC und zum Aufladen liegen in der hübschen Schachtel. Selbst auf ein kleines Mikrofaser-Tuch oder einfaches Headset wurde verzichtet.
Immerhin weist Amazon bei der Bestellung darauf hin, dass kein Ladegerät beiliegt. Man könne eines mitbestellen oder aber ein vorhandenes USB-Ladegerät verwenden.
Da in meiner Steckdose das Ladekabel des Motorola Defy steckt und beide über einen Micro-USB-Port verfügen, konnte ich den Kindle also bequem laden; ein Apple-Ladegerät funktionierte im Test ebenfalls!
Nach dem Aufladen und Einschalten startete das Gerät sehr zügig; schneller als das ASUS Transformer TF300T.
Laut Datenblatt kommt in dem Gerät ein TI OMAP 4460 Prozessor von Texas Instruments zum Einsatz. In ihm werkeln zwei ARM Cortex-A9 Prozessoren sowie eine PowerVR SGX540 Grafikeinheit. Weiterhin steht 1 GB RAM zur Verfügung.
Der Kindle ist als Unibody-Gerät konzipiert; man kann weder den Akku tauschen, noch steht ein Einschub für Speicherkarten bereit.
Die Lautstärke wird über Hardwaretasten oder Software-seitig geregelt, bis auf einen Einschalter stehen sonst jedoch keine Knöpfe zur Verfügung.
Auch was die Anschlüsse betrifft, war Amazon ein wenig geizig – lediglich Micro-USB, Micro-HDMI und eine Lautsprecherbuchse stehen zur Verfügung.
Wie bereits bei dem Vorgänger Kindle Fire setzt Amazon auf ein eigenes Interface. Kaum etwas erinnert daran, dass im Grunde ein Android 4.x zum Einsatz kommt. Die Oberfläche wurde dabei vollständig ummodelliert.
Dominiert wird der Home-Bildschirm von einem großen Rad. In ihm werden die Cover der zuletzt hinzugefügten und genutzten Apps, Bücher, Filme etc. angezeigt. Mit Wischgesten lässt sich das Rad nach links oder rechts drehen, damit man rasch auf den jeweiligen Inhalt zugreifen kann.
Darunter, deutlich kleiner, befindet sich eine Leiste mit Hinweisen, was andere User gekauft haben. Diese von der Amazon-Webseite bekannte Anzeige lässt sich jedoch abschalten. Somit ist die einzige Werbung, die man in dieser Variante des Kindle Fire HD zu sehen bekommt, auf dem Sperrbildschirm zu sehen. Und das ist durchaus zu verschmerzen. Wer Werbung generell ablehnt, kann für 15 Euro mehr die Variante ohne Angebote erwerben.
In der rechten unteren Exke findet der User ein Sternchen – dahinter verbergen sich die Favoriten. Auch hier ist es egal, welchen Content man hinzufügen möchte; Apps und Medieninhalte werden identisch behandelt.
Über dem Rad steht ein Menü bereit. Unterteilt in Spiele, Apps, Musik, Bücher, Filme etc. kann der User so direkt zu den entsprechenden Inhalten gelangen. Hier hat der Nutzer zudem zugriff auf Inhalte, die in der Cloud gespeichert sind. Zudem kann er von hier den Shop erreichen, um neue Artikel zu kaufen.
Auch der Webbrowser ist hier untergebracht.
Die Suchleiste befindet sich über besagtem Menü, am oberen Rand sieht der User den Namen seines Geräts, den Ladezustand des Akkus sowie die aktuelle Uhrzeit. Wischt man von diesem oberen Rand nach unten, gelangt man sowohl zu Schnelleinstellungen, etwa für das Wlan, als auch zu den tiefer gehenden Einstellungsoptionen. Hier blitzt dann auch tatsächlich ein wenig Android auf.
Nutzung:
Von Anfang an wird klar, dass Amazon dieses Tablet aus einem Grund auf den Markt gebracht hat – um seinen eigenen Content zu verbreiten.
Das ist nicht schlecht; im Gegenteil. Viele Anbieter werfen Android-Tablets auf den Markt und hoffen, dass andere die Inhalte dazu liefern. Da Android jedoch in unzählige Versionen und Eigenentwicklungen zerfasert ist, hapert es gerade daran, wie ich immer wieder feststelle.
Die Idee, das Tablet lediglich als Vehikel zu nutzen, um Filme, Hörbücher und Bücher zu vertreiben, ist daher genau der richtige Ansatz.
Daher wundert es auch nicht, dass man keinen Zugriff auf Google Play hat, sondern lediglich auf den Amazon App Store. Dieser ist recht gut bestückt, verfügt jedoch bei Weitem nicht über die Auswahl, die Google zu bieten hat. Dafür gibt es bei Amazon mit der Gratis-App des Tages täglich eine App kostenlos. Zudem sollte man keine Schwierigkeiten haben, seinen Kindle mit den wichtigsten Apps auszurüsten. Der VLC Player ist ebenso zu finden wie Facebook, der Adobe Reader oder eine gute Youtube-Alternative, die mir persönlich sogar noch etwas besser gefällt als die Original-App.
Auch im Bereich Games dürften die User überaus zufrieden sein.
Wer Apps von anderen Anbietern installieren will, kann dies ebenfalls – man muss dies jedoch in den Einstellungen freigeben und – je nach Format, in dem die App vorliegt – den Easy Installer nutzen (den es im Amazon App Store gibt). Auf diese Weise konnte ich zum Beispiel Dropbox auf dem Kindle installieren, denn diese App liegt nicht bei Amazon vor.
Die Nutzung des Geräts selbst geht überaus flüssig von der Hand. Der Prozessor sorgt in Verbindung mit dem ausreichend großen Arbeitsspeicher dafür, dass sich Menüs und Apps ohne Ruckler bedienen lassen. Filme in HD gibt der Kindle ebenfalls wider; die Farben sind dabei satt, die Beleuchtung ausreichend. Stufenloses Vergrößern und Verkleinern im Browser oder schnelle Spiele stellen den Fire HD ebenfalls vor keine Probleme.
Der Klang der Lautsprecher wirkt ein wenig dünn. Zudem könnten sie etwas mehr Saft vertragen, denn sie sind nicht eben laut. Mit Kopfhörern – es können Standard-Kopfhörer mit 3,5 Klinkenanschluss sein – sieht es etwas besser aus. Gerade wenn man einen Film schauen möchte, lohnt es sich, auf Kopfhörer zu wechseln.
Die Bedienung geht mit Amazons Oberfläche gut von der Hand; egal, ob man sich nun mit Android-Geräten auskennt, oder nicht. Mehr noch – die Oberfläche ist für Einsteiger sehr viel freundlicher und simpler. Die wichtigen Funktionen hat man in wenigen Minuten erlernt, ab dann kann man den Kindle nutzen. Selbst Neulinge in Sachen Tablet kommen so rasch in den Genuss der Apps und Inhalte.
Hat man bereits ein Amazon-Konto und eventuell Bücher, Hörbücher oder Musik für einen Kindle oder ein anderes Gerät gekauft, so stehen sie nach der Anmeldung sofort bereit. Kunden finden ihre Einkäufe in der Amazon-Cloud. Auf diese Weise konnte ich sofort auf die Bücher zugreifen, die ich bereits für die Kindle-App auf iPhone und iPad erworben hatte.
Ein wichtiger Punkt ist in meinen Augen die Verbindung zu einem PC. Wie wird das Gerät erkannt, welchen Zugriff habe ich?
Auch hier zeigte sich der Kindle von seiner besten Seite – sowohl unter Windows 8 als auch unter MacOS und Linux Mint 15 konnte ich sofort auf die Ordnerstruktur des Kindle zugreifen und Dateien auf das Gerät kopieren.
Fazit:
Als der Kindle Fire einst angekündigt wurde, hypte ihn die Fachpresse als iPad-Killer. Ich schrieb bereits damals, dass ich dies für Unsinn halte und stehe auch heute noch dazu. Denn dazu ist er weder designet, noch im Verkauf. Der Kindle Fire HD ist ein sehr gutes 7“-Tablet, um Inhalte zu konsumieren, wobei diese sinnvoller Weise von Amazon strammen sollten, aber auch aus anderen Quellen auf das Gerät geladen werden können. Die eigene Oberfläche und die enge Verzahnung mit Amazon auf der einen Seite, die gute Hardware, das klare, scharfe und farbenfrohe Bild sowie die Geschwindigkeit auf der anderen machen ihn zu einem empfehlenswerten Begleiter, wenn man nicht die völlige Freiheit möchte, die andere Android-Tablets bieten. Wobei, und auch dies muss ich erwähnen, diese Freiheit nicht selten mit Instabilität oder der Gefahr von Schadsoftware einher geht!
Die Dinge, die er leisten soll, meistert der Kindle Fire HD mit Bravour. Daher kann ich ihn jedem empfehlen, der ein günstiges, leicht zu bedientes Tablet im handlichen 7“-Format sucht.
(Hinweis: Bei den hier verwendeten Fotos handelt es sich um Presse-Bilder von Amazon)