Like oder nicht Like, das ist hier die Frage
Dirk Bach ist tot, und das ist nicht schön.
Aber dieser Artikel soll sich nicht mit Dirk Bach befassen, sondern mit dem Umgang verschiedener Medien mit eben dieser Meldung im Web 2.0.
Doch halt - eigentlich geht es nicht nur darum, sondern um ein grundlegendes Dilemma.
Der Tod von Dirk Bach machte natürlich auch bei Facebook die Runde. BILD, die bereits zuvor darüber berichteten, schrieb unter die Facebook-Meldung folgenden Satz:
Gefällt mir = Mein Beileid!
Im Grunde drückt dieser Satz bereits die Problematik aus, die sich aus negativen Meldungen bei Facebook ergibt. Denn natürlich gefällt einem der Tod von Dirk Bach nicht. Andererseits bietet Facebook keinen Button, um seinen Unmut, seine Trauer, sein Mitleid auszudrücken.
Ergo drücken nicht wenige ganz automatisch auf Gefällt mir – wohl in dem Vertrauen, dass der Sinn korrekt verstanden wird.
Die Reaktionen der Besucher der BILD-Facebook-Seite waren entsprechend; enorm viele User drückten auf Gefällt mir - und weckten somit den Unmut jener, die in diesem einen Satz der Redaktion den Versuch sehen, möglichst viele Likes zu ergattern.
Sie werfen nun BILD vor, den Tod von Bach auszunutzen.
Natürlich dementiert dies BILD - Torsten Beeck, der dort für Social Media zuständig ist, sagte:
Wir hatten in den letzten Tagen sehr häufig unfreundliche Diskussionen, weil die Nutzer bei schlechten Nachrichten nicht verstehen, warum andere Nutzer ‘gefällt mir’ klicken. Wir machen das nicht, um Likes zu erbetteln, wir wollte nur diese anstrengende Diskussion von Anfang an unterbinden.
Das kann man sicherlich so sehen - an den Like-Zahlen am Ende des Tages, am Ende der Woche oder am Ende des Monats wird dies nichts ändern. Sie sind da, sie sind gut - und die Verantwortlichen werden sich auf die Schultern klopfen und es beim nächsten toten Promi wiederholen.
Doch nicht nur BILD ging so vor, auch andere Blätter handelten ähnlich.
Wie aber wäre der richtige Umgang mit der Situation gewesen?
Nun, meiner bescheidenen Meinung nach wäre es besser gewesen, diesen Satz nicht zu bringen. Wäre tatsächlich eine Debatte darum entbrannt, hätte Herr Beeck eben sachlich erklären können, dass ein Like nicht gleichbedeutend mit der Freude über den Tod ist.
Im Voraus einen solchen Satz zu schreiben, um eine entsprechende Debatte – die ohnehin schon lief, wie man aus den Worten entnehmen kann – abzuwenden, gleichzeitig sich aber dem Vorwurf der Like-Erbettelung auszusetzen, halte ich von meiner Warte aus für wenig sinnvoll.
Mehr noch - auch auf mich wirkt das Vorgehen ein wenig geierhaft. Es erinnert an die plötzliche Preiserhöhung von Sony, kaum dass der Tod Whitney Houstons bekannt wurde.
Natürlich werden Prominente ausgeschlachtet - dass es bis über das Sterbebett hinaus geht, ist nicht neu. Dass dies jedoch Grenzen hat, müssen die Verantwortlichen nun erleben. Und diese Grenzen setzen ihnen kritische User im Web.
Es mag nicht die primäre Absicht der Verantwortlichen gewesen sein, aber dass sie in diesem Moment nicht auch an die Zahlen gedacht haben, nehme ich ihnen nicht ab. Jeder, der in der Medienbranche tätig ist, denkt an Zahlen. Auflage, Zitate, nun auch Likes. Warum sollte ein Social Media-Manager eines Verlages da anders denken; gerade in Zeiten, in denen Verlage ohnehin strampeln?
Vor diesem HIntergrund sollte man auch eines bedenken: Der Hinweis, dass ein Gefällt mir eine Beileidsbekundung ist, erzwingt von den Usern nahezu den Druck auf den Button. Man kann quasi nicht anders, als den Klick auszuführen.
Nun könnte man abwinken uns sagen, dass es eben die BILD ist. Aber da auch andere, teils respektablere Blätter einen ähnlichen Satz mit stets der gleichen Wirkung brachten, muss man wohl generell über den Umgang mit dem Like-Button nachdenken.
Oder aber man wirft die Maske des Humanen komplett ab und macht es wie PromiFlash, die ganz offen auf ihre Facebook-Seite verwiesen:
RIP DIRK BACH! Klicke "GEFÄLLT MIR".
(Quelle: Meedia)