Lovefilm oder Watchever?
Sprach man in Deutschland von Video on Demand - kurz VoD - konnte man verschiedene Unternehmen nennen. Ernsthaft infrage kam jedoch nur Lovefilm, ein Unternehmen von Amazon. Ernsthaft darum, weil Lovefilm tatsächlich der einzige Anbieter war, der neben dem PC auch auf TV-Geräten, Spielekonsolen und Tablets vertreten war.
Alle anderen beschränkten sich auf den PC oder - im Falle von Maxdome - auf ausgewählte Wohnzimmer-Unterhaltung.
In Zeiten, in denen Tablets immer wichtiger werden, genügt das jedoch unserer Meinung nach nicht, will man den Kunden vollumfänglich erreichen. Immerhin erschien das erste iPad vor knapp drei Jahren! Zeit genug, Angebote auch auf diese Plattform zu portieren!
Seit einigen Wochen hat Lovefilm jedoch Konkurrenz bekommen; Vivendi startete mit Watchever einen eigenen VoD-Dienst in Deutschland.
Da man eventuell nicht gerne Geld für zwei VoD-Dienste ausgibt, muss man sich für einen entscheiden. Aber für welchen? Eine Entscheidungshilfe soll dieser Test bieten!
1. Hardware
Eine der wichtigsten Fragen ist, auf welchen Geräten der VoD-Dienst läuft. Kann ich ihn mit der Hardware schauen, die ich habe?
Watchever:
- Windows-PC und Mac
- iPhone & iPad
- Android-Tablets (Android 4.x)
- Apple TV
- Smart-TV von LG, Samsung und Panasonic (Philips soll folgen)
- Xbox 360 und Playstation 3 sind geplant
Lovefilm:
- Windows-PC und Mac
- iPad
- Kindle Fire HD
- Sony Smart-TV, Sony Smart Audio-System & Sony Network Media Player
- Xbox 360 & Playstation 3
Keine der beiden Dienste läuft unter Linux! Dies liegt an dem verwendeten DRM, denn beide setzen auf Microsoft Silverlight. Das Linux-Projekt Moonlight, welches Silverlight-Inhalte zugänglich machen soll, funktioniert nicht. Damit wird DRM einmal mehr zum Hindernis für legale User, die abseits von Windows und Mac auf Filme und Serien zugreifen wollen. Weder die Filmindustrie noch die Anbieter von VoD-Diensten sollten sich also wundern oder gar aufregen, wenn Linux-User zu illegalen Angeboten greifen, da man ihnen schlicht keine legale Alternative bietet.
Auch fällt auf, dass Lovefilm zwar für den Kindle Fire HD angeboten wird, nicht aber für andere Android-Tablets. Offenbar will Amazon hier das eigene Tablet pushen, wird aber auf diese Weise User anderer Geräte eher in die Arme von Watchever treiben, statt sie zum Kauf eines Kindle Fire HD zu bewegen. Amazon sollte gerade im Angesicht der nun entstandenen Konkurrenz dringend seine Politik überdenken ...
Generell lässt sich sagen, dass beide Dienste auf den unterstützten Endgeräten problemlos laufen. Zudem bieten sie die Möglichkeit, einen unterbrochenen Film auf einem anderen Gerät fortzusetzen. Beginnt man ihn etwa im Wohnzimmer, möchte ihn dann aber bequem im Bett auf dem Tablet zu Ende schauen, ist dies problemlos möglich.
2. Angebot
Je nachdem, was man sucht, hat hier Lovefilm (noch) die Nase vorn. So sucht man die Bond-Reihe bei Watchever vergebens, ebenso Filme wie Capote oder The Devil Inside (letzterer aus dem Jahr 2012).
Auf der anderen Seite kann Watchever mit Serien wie Sherlock glänzen, die es bei Lovefilm nur auf DVD gibt.
Ebenfalls positiv bei Watchever ist, dass viele der im Angebot enthaltenen Filme neben der deutschen auch die Original-Tonspur enthalten. Es macht durchaus Spaß, Klassiker wie etwa Ghostbusters I und II im Original zu schauen.
Dies kann jedoch nicht darüber hinweg helfen, dass viele Filme schlicht nicht zu finden sind.
Nun muss man sagen, dass Watchever noch jung ist, während Amazon einige Jahre hatte, um das Angebot aufzubauen.
Gerade bei Serien scheint das Angebot bei Watchever etwas größer, während Lovefilm bei Filmen die Nase vorne hat.
Wichtig für erwachsene User – beide haben FSK 18-Filme im Angebot. Um diese nutzen zu können, ist sowohl bei Watchever als auch bei Lovefilm eine Altersverifikation mittels PostIdent notwendig.
Watchever bietet zudem einen guten, einfach zu bedienenden Jugendschutz, um Kids vor unpassenden Inhalten zu schützen. Diesen habe ich bei Lovefilm in dieser Form nicht gefunden.
3: Preis
Watchever kostet 8,99 Euro im Monat. Dafür kann man den Dienst auf bis zu fünf Endgeräten gleichzeitig nutzen; entsprechend wirbt der Dienst auch damit, eine Familienflatrate zu sein.Es ist nicht möglich, mehr als fünf Geräte bei Watchever zu registrieren!
Bei Lovefilm kostet der reine VoD-Dienst ohne zusätzliche DVD-Ausleihe 6,99 Euro im Monat.
Laut Auskunft der Hotline kann man beliebig viele Geräte registrieren, jedoch nur auf drei Geräten gleichzeitig streamen. Loggt sich ein vierter User ein, wird das Streaming des ersten Users unterbrochen.
Wer zusätzlich Filme auf DVD erhalten möchte, kann bei Lovefilm einen entsprechenden Abo-Plan zubuchen. Dies ist bei Watchever nicht möglich.
Beide Anbieter locken Kunden mit 30 Tagen kostenfreier Ausleihe zum Test. Dies ist auch notwendig, will man sich am Ende für einen Service entscheiden. Es gibt bei beiden Anbietern keine Begrenzung, wie viele Filme oder Serien man sich anschaute.
4: Qualität
Die Qualität des Streamings ist bei beiden Diensten gut. Es fällt jedoch auf, dass Watchever in Zeiten großer Auslastung mit Rucklern zu kämpfen hat; diese fallen bei Lovefilm deutlich seltener auf. Dies gilt für alle Endgeräte; auch Tablets sind davon betroffen.
Anders als Lovefilm bietet Watchever jedoch die Möglichkeit, Filme auf das Gerät zu laden und offline zu genießen. Damit kann man solche Ruckler natürlich umgehen.
Der Ton klingt bei beiden Diensten gut, hier nehmen sich Watchever und Lovefilm nichts.
Fazit:
Watchever ist neu und bemüht, ein großes Angebot aufzubauen. Sie haben starke Partner an Bord, die dies ermöglichen können.
Im Moment kann Lovefilm aber mit dem größeren Film-Angebot punkten, Watchever hat hingegen bei O-Ton und Serien leicht die Nase vorn.
Letztlich entscheidet wohl die persönliche Präferenz, welchen Dienst man bucht. Dank des kostenfreien Monats, den beide bieten, kann man das Angebot auf Herz und Nieren prüfen.
Das alles nutzt natürlich nichts, wenn man den Service nicht auf dem Endgerät seiner Wahl genießen kann. Es ist ja schön, dass Lovefilm alle Bond-Filme anbietet; nur kann ich sie auf meinem Transformer nicht schauen. Und das, obwohl Amazon für das Kindle Fire HD eine Android 4.x-Version des Players anbietet, sie jedoch einfach nicht zugänglich macht.
Als Randnotiz muss hier erwähnt werden, dass der Mitarbeiter der Lovefilm-Hotline auf Nachfrage sagte, auf dem Kindle Fire HD sei kein Android im Einsatz, sondern eine eigene Software. Dies mag die Sprachregelung sein, erfahrene Kunden fühlen sich so jedoch hinters Licht geführt.
Linux-User brauchen sich weder für den einen noch den anderen zu entscheiden, denn sie sind unerwünscht. Und das ist im Jahr 2013 eigentlich untragbar!