Readfy – werbefinanziertes Lesen
Dass das eBook mehr und mehr Anhänger findet, lässt sich kaum noch leugnen. Dies ist auch kein Wunder, betrachtet man die Verkaufszahlen all jener Geräte, auf denen man elektronisch schmökern kann. Neben den reinen eBook-Readern diverser Hersteller sind dies vor allem Smartphones, Tablets in verschiedenen Größen und nun auch die Phablets, die Deutschland auf den Markt drängen.
All diese Geräte ermöglichen es, eBooks großer und kleiner Verlage zu genießen. Auch Amazon, selbst Anbieter von Readern und Tablets, ist dank einer App gleichzeitig auf nahezu jedem anderen mobilen Betriebssystem vertreten.
Stand zu Beginn dieser Entwicklung der Kauf eines eBooks im Vordergrund, so hat sich dies spätestens mit dem Start von Skoobe vor bald zwei Jahren ein wenig relativiert. Denn deren Geschäftsmodell sieht vor, dass man gegen einen monatlichen Obolus unbegrenzt viele Bücher aus deren Bestand ausleihen, lesen und wieder zurückgeben kann. Da viele namhafte Verlage bei Skoobe unter Vertrag sind, lohnt sich dies für den lesebegeisterten User auf jeden Fall.
Nun schickt sich ein weiterer Anbieter an, dieses Modell in einer etwas abgewandelten Version anzubieten – Readfy.
Auch bei Readfy geht es darum, Bücher auszuleihen. Jedoch sollen die User hier in einer Basic-Version ohne weitere Kosten in den Genuss der Bücher kommen, denn diese ist werbefinanziert. Erst, wenn dem User diese Variante nicht mehr genügt, kann er durch Abos weitere Komfortmerkmale zubuchen.
Die offene Testphase von Readfy startete am gestrigen 3. Februar. An diesem Tag sollte es möglich sein, sich auf der Webseite des Anbieters zu registrieren und dort die App für Android herunterzuladen.
5.000 Tester sollen zu Beginn dieser ersten Phase aus etwa 15.000 Titeln wählen können. Es steht jedoch anfänglich nur das kostenfreie Modell zur Verfügung, und dies ausschließlich für Android-User.
Im Sommer 2014 soll schließlich der Vollbetrieb starten; dann auch mit einer App für iOS. Das Preismodell steht ebenfalls bereits fest:
- Free – kostenlos, werbefinanziert
- Premium Light – 4,99 EUR/Monat, weniger Werbung, ausgewählte Social Reading Funktionen
- Premium – 9,99 EUR/Monat, keine Werbung, voller Funktionsumfang, offline lesen
Testen lies sich das Angebot unsererseits bisher nicht. Zum einen gab es auch für die Medien keine Vorab-Version der App, zum anderen war die Seite des Anbieters den ganzen Tagen nicht zu erreichen; zumindest von unseren Rechnern aus nicht. Seit dem Abend heißt es nun, die Server seien ob des großen Ansturms zusammengebrochen.
Dies ist zwar möglich, mutet jedoch ein wenig seltsam an, denn die Pressemeldung durfte erst gestern veröffentlicht werden.
Nun mag dies mancher als Anzeichen für einen großen Erfolg des Angebots sehen, während andere grübeln, ob der Nicht-Erreichbarkeit nicht andere Ursachen zugrunde liegen und der Hinweis auf den Ansturm vorgeschoben ist.
Nachprüfen ließ sich dies durch uns nicht, denn der Pressesprecher antwortete nicht auf unsere Anfrage.
Fazit: Ob sich Readfy neben Skoobe etablieren kann, wird sich zeigen. Die Idee, kostenloses Lesen zu ermöglichen, mag auf den ersten Blick interessant klingen. Vermissen die Nutzer jedoch zu viele Funktionen, fühlen sie sich schnell genötigt, doch Geld auszugeben. Und dies stößt schon Spielern von Freemium-Spielen sauer auf und führt zu schlechten Bewertungen.
Weiterhin kommt es auf die Zahl der verfügbaren Titel an und auch darauf, wie dominant die Werbeeinblendungen sind.
Denn so einmalig, wie die Pressemeldung tut, ist das Modell von Readfy wahrlich nicht. Sie erweitern lediglich das Modell von Skoobe oder auch Oyster und Scribd in den USA um ein webefinanziertes Lesen. Und Werbekunden sind ein wankelmütiges Volk!
(Hinweis: Dieser Artikel erschien auch auf geisterspiegel.de)
Nachtrag: Inzwischen meldet Readfy auf der Webseite, dass sie den Start verschoben haben - neuer Termin ist nun Freitag der 7. Februar. Bis dahin wolle man die Serverkapazitäten erhöhen. Es ist jedoch bereits möglich, in das Projekt zu investieren, ein Link findet sich auf deren Seite.