Smartwatch der große Trend?
Auf der IFA, so ein Fachblatt, das ich gerade heute auf einem recht stillen Ort las, sei die Smartwatch ein großer Trend gewesen.
Und ja, auch Apple hat nun endlich seine iWatch vorgestellt. Wie die meisten ist sie groß, breit und bunt. Als ich sie zum ersten Mal sah, glaubte ich, die Erde würde sich bewegen. Das muss Steve Jobs gewesen sein, der in seinem Grab rotierte – er hätte vermutlich jeden durch Cupertino gejagt, der mit solch einem Design um die Ecke gekommen wäre.
Seit das Handy – nicht das Smartphone – seinen Siegeszug antrat, verschwanden die Uhren mehr und mehr von den Handgelenken der User. Man hatte ja ein Handy, wozu also eine Uhr tragen? Nahezu jede Funktion, die man früher bequem am Handgelenk nutzte, war nun in das Handy gewandert, und das hatte man ohnehin dabei. In meiner Familie gibt es genau einen, der eine Uhr trägt – und das bin ich!
Ich kaufte mir im Jahre 2011 eine neue Casio Illuminator, denn entgegen dem Trend trug ich stets eine Uhr. Will ich die Zeit wissen, möchte ich nicht erst mein Handy aus der Tasche kramen, sondern kurz den Arm heben.
Zudem zeigt mir die Uhr auch noch die Zeit an, wenn dem Smartphone längst der Saft ausgegangen ist.
Ja, ich mag Uhren sehr. Seit meiner Jugend setze ich dabei auf Casio, und daran wird sich wohl auch nichts ändern. Sie sind leicht, tragen nicht allzu dick auf, kommen mit einer Batterie viele Jahre lang aus und dank moderner Funktechnik gehen sie stets richtig.
Aber zurück zur Smartwatch.
Nachdem uns die Handy-Hersteller über zwanzig Jahre das Tragen von Uhren abgewöhnt haben, sollen wir nun wieder zu Uhren greifen.
Zu den klugen Uhren!
Der Markt für Handys und Tablets im Endverbraucher-Bereich ist gesättigt, nur Technik-Fans kaufen sich ständig neue Geräte. Der Rest wechselt alle zwei Jahre mit Ablauf des Vertrages; das ist für Hersteller, die binnen Jahresfrist neue Geräte auf den Markt bringen, natürlich zu knapp. Besser ist es da, ein weiteres Gadget anzubieten, das der User scheinbar wünscht – eine Smartwatch eben.
Nur kenne ich kaum User, die das tatsächlich wünschen.
Sie sind groß, sie liegen recht schwer am Arm und sie sind wieder Geräte, die man häufig aufladen muss. Selbst wenn sie nur alle paar Tage an das Kabel müssen, ist es doch ein Umstand, der zu beachten ist. Sonst wird aus der Smartwatch rasch ein hässliches, nutzloses Ding am Handgelenk.
Die Funktionen sind ebenfalls recht übersichtlich – Nachrichten anzeigen, ohne dass man sein Handy hervorholen muss, Anrufe signalisieren … Manches mag praktisch klingen, aber will man dafür hunderte von Euro ausgeben?
Der durchschnittliche User wird sich sagen, dass er dann vielleicht doch lieber sein Gerät aus der Tasche holt, es auf den Tisch legt oder in die Halterung am Armaturenbrett klemmt und sich das Geld spart. Smartwatch, das ist eine Sau, die meiner Meinung nach von den Herstellern durchs Dorf getrieben und von den Fachmagazinen mit heißer Nadel angestachelt wird. Beim Endverbraucher kommt dagegen kaum etwas an. In Zeiten, in denen der Trend zum billigen Dritthandy wie Moto G geht, legt sich kaum einer einen Klotz für hunderte Euro an die Hand, der ihn mehr behindert als nutzt und nach Strom verlangt. Abgesehen von Tech-Enthusiasten, die jedes Gadget begierig aufnehmen, kann ich keinen Markt erkennen. Und die tragen keine x Firmen mit x Modellen.
Ich mag falsch liegen mit meiner Prophezeiung, aber ich fürchte, zur nächsten IFA wird sich der Trend deutlich abgekühlt haben! Irgendwann bricht die Sau vor Erschöpfung zusammen – und kommt erst dann als Geist zurück, wenn es jemandem gelingt, eine dünne, flexible Smartwatch auf den Markt zu bringen, die zu einem verträglichen Preis und ohne ständiges Nachladen sinnvolle Funktionen bringt.
Schade, ich dachte wirklich, Apple käme damit um die Ecke …
Bild: Meine wenig smarte, dafür aber funktionale, Strom sparende und drei Jahre alte Uhr.