Textmaker für Android - Aus Sicht eines Autoren
Besitzer eines Tablets werden es bereits bemerkt haben – hin und wieder möchte man mit seinem Gerät ein wenig mehr machen, als nur eMails zu lesen, im Web zu surfen oder einen Film zu schauen.
Okay, damit meine ich nicht, das Tablet als Games-Maschine zu benutzen, sondern ich spreche vom produktiven Einsatz, vom Tablet als Office-Gerät, auf dem ich Texte bearbeiten oder beginnen kann.
War dieser Wunsch in den Anfangszeiten der kleinen, mobilen Begleiter eher nebensächlich, trat er mehr und mehr hervor.
Apple reagierte und setzte iWorks für das iPad um, auf Microsofts Surface läuft eine angepasste Variante von MS Office.
Doch auch Nutzer von Android-Geräten haben eine breite Auswahl, geht es um Software für den produktiven Einsatz.
Als Autor von Romanen ist mir vor allem eines wichtig – eine gute Textverarbeitung. Sie muss in der Lage sein, meine auf dem Mac oder PC begonnenen Texte im .docx-Format zu öffnen, die Vorlagen zu erhalten und mir das problemlose Editieren eben dieser zu ermöglichen.
Je nach Gerät und Anbieter findet der Nutzer bereits ein vorinstalliertes Office; bei meinem Asus Transformer FT300T konnte ich sofort auf Polaris Office zugreifen.
Daneben tummeln sich im Play Store oder im App-Store von Amazon weitere Office-Pakete, etwa Kingsoft Office oder Quickoffice. Manche dieser Pakete gibt es in einer kostenlosen Version, andere sind grundsätzlich kostenpflichtig.
Seit Version 2012 ist die deutsche Office-Schmiede SoftMaker mit seinen Programmen ebenfalls in der Android-Welt angekommen. Auf der Webseite des Unternehmens kann man ein Komplettpaket zum Preis von 27,99 Euro erwerben, im Play Store stehen die einzelnen Teile der Suite TextMaker, PlanMaker und SoftMaker Presentations zum Preis von je 7,98 Euro zum Kauf bereit.
Laut Aussage im SoftMaker-Forum ist es zudem geplant, die Apps auch bei Amazon anzubieten. Aktuell sind sie dort jedoch nicht zu haben, was insbesondere für Kunden des Kindle Fire HD schade ist ...
Wer eine der Apps testen möchte, kann dies tun – von allen drei Programmen stehen im Play Store Testversionen zur Verfügung. Diese können vollumfänglich genutzt werden, nach 30 Tagen ist damit jedoch Schluss.
Fair, wie ich finde, denn diese Zeit sollte für einen ausgiebigen Test reichen.
Wie aber schlägt sich TextMaker auf meinem Tablet? Dies soll der folgende Test zeigen:
Formate:
Textmaker für Android kommt mit verschiedenen Formaten klar. Neben dem alt-bekannten Word-Format .doc stehen auch das neue .docx sowie die SoftMaker-Formate zur Wahl. Wer auf seinem PC bereits mit TextMaker arbeitet, muss die Dateien also nicht konvertieren.
Konnektivität:
Dateien werden über einen eignen, kleinen Dateimanager aufgerufen. Dieser greift auf den Speicher des Geräts oder eine eingeschobene Speicherkarte zu.
Daneben unterstützt TextMaker aber auch Cloude-Speicher; neben Google Drive kann der User auch auf seine Dropbox zugreifen.
Letzteres ist meine Wahl, denn mittels Dropbox halte ich meine Texte synchron. Auf diese Weise kann ich an jedem Gerät auf das Dokument zugreifen und meine Arbeit fortsetzen.
Im Dateimanager von TextMaker kann man sich bequem mit seinen Login-Daten anmelden und hat sofort Zugriff auf die gesamte Ordner-Struktur. Ein aus Dropbox geöffnetes Dokument wird lokal zwischengespeichert und bei jedem Druck auf das Disketten-Symbol zurück in die Cloude geschrieben.
Weiterhin kann TextMaker auch auf Evernote zugreifen; User dieses Notiz-Dienstes haben ihre Daten bequem im Zugriff.
Kompatibilität:
Die von mir angelegten Dokumente tragen die Endung .docx, da sie auf verschiedenen Geräten bearbeitet werden.
Weiterhin verfügen sie über diverse Formatvorlagen, um Überschriften, Abschnitte und Fußnoten korrekt auszugeben.
TextMaker 2012 importiert die verschiedenen Stile klaglos und stellt sie dar. Auch gehen diese Formate beim Zurückspielen nicht verloren; öffne ich den Text später mit Word 2011 auf dem MacBook Pro, sind die Formatvorlagen unverändert vorhanden.
Dies gilt auch für Texte mit Bildern; etwa Rezensionen.
Verschachtelte Texte oder Tabellen nutze ich nicht, sodass ich hierzu keine Aussage treffen kann. Kommentare, etwa von Lektoren, werden ohne Verluste angezeigt.
Die von TextMaker 2012 für Android erstellten Dokumente lassen sich auf beliebigen Geräten öffnen und bearbeiten.
Ansicht:
Die Ansicht ist sowohl im Hoch- wie im Querformat gut. Die Schrift ist klar, die Größe der Darstellung lässt sich auf verschiedene Weise anpassen. So ist es möglich, den Text auf Seitenrand-Größe zu skalieren. Er wird dabei weder unscharf, noch zeigen sich Artefakte.
Die Icons sind am unteren Rand angebracht und dort in zwei Reihen ausgeführt. Ihr Zweck ist klar zu erkennen, da sie sich nicht von den Icons auf einem PC unterscheiden. Eine längere Eingewöhnung ist daher nicht nötig, so man sich mit Textverarbeitungen und dem Android-System auskennt.
Tastatur:
Hier zeigt sich das einzige Manko des Programms, denn aus einem mir nicht klaren Grund unterstützt TextMaker keine typografischen Anführungszeichen.
Dies ist seltsam, kann ich in der Windows-Version des Programms doch sogar auswählen, welche Variante ich möchte – neben den deutschen Anführungszeichen stehen dort auch schweizerdeutsche, englische und französische Varianten zur Auswahl.
Dass es keine davon in die Android-Version geschafft hat, erstaunt nicht nur, sondern frustriert auch, denn gerade im schriftstellerischen Bereich kommt man nicht ohne aus.
Laut Aussage im Forum wird es typografische Anführungszeichen erst in einer späteren Version geben; ob damit ein Update von TextMaker 2012 gemeint ist, bleibt unklar.
Tatsächlich wäre dieser Punkt ein Ausschlusskriterium gewesen, hätte nicht eine Fremd-Tastatur Abhilfe geschaffen.
Mit MultiLing (im Play Store) ist es möglich, verschiedene typografische Anführungszeichen zu definieren. Zumindest per Bildschirmtastatur hat man so die begehrten Zeichen.
Fazit:
TextMaker 2012 für Android ist die einzige Textverarbeitung im Play Store, die mich tatsächlich überzeugen konnte. Die Kompatibilität, die einfache Bedienung und der günstige Preis haben mir gefallen.
Die fehlenden Anführungszeichen sind jedoch ein Manko, das SoftMaker schnellstmöglich beheben sollte!