Zeitungen und Internet - just good foes
Die Presse ist in Aufruhr, denn das Internet nimmt ihnen Kunden weg. Wer zahlt für eine Zeitung mit Informationen, die man schon aktuell per Push etc. auf dem Computer, iPhone, Android oder iPad hatte - kurz nachdem es geschah?
Die Entwicklung arbeitet gegen klassische Medien. Und das nicht nur nur wegen der Aktualität. Auch Social Networks wie Twitter knabbern an der Informationshoheit, welche die Verlage über Jahrhunderte hin genossen.
Noch ergehen sich die Medien in Versuchen, freien Online-Journalismus zu diskreditieren und auf ihre Professionalität zu pochen. Aber der Kampf ist längst verloren.
Die einzige Lösung für Verlage ist es, selbst im Web aktiv zu sein und und damit dem Informationsinteresse einer modernen Gesellschaft gerecht zu werden.
Aber hier stoßen sie auf ein neues Problem - User zahlen nicht gerne für solche Dienste. Daher glaube ich nicht, dass Bezahlschranken für Basisinformationen Erfolg haben werden, ganz egal, was sich die großen Vorstandsvorsitzenden und vermeintlichen Medienmogule erhoffen. Die rudimentären Informationen müssen frei sein; weiterführende Inhalte können dann bepreist werden; vielleicht finden sich hier Menschen, die dafür Geld ausgeben.
Wahrscheinlicher ist aber, dass sich Verlagsangebote auf Dauer nur über Werbung finanzieren lassen. Gute, schnelle Informationen bringen Besucher und diese wiederum lassen den Preis für Werbung steigen. Es liegt also in der Hand der Verlage, ob sie ihr Angebot attraktiv gestalten oder nicht.
Besonders bizarr finde ich ja, wenn Anbieter ihren Content auf stationären Rechnern kostenfrei anbieten, ihn aber auf mobilen Geräten bepreisen.
Die BILD-Zeitung ist so ein Kandidat.
Man kann bild.de auf dem Rechner aufrufen und die Informationen nutzen. Will man sich die gleiche Seite aber auf dem iPad ansehen, erscheint lediglich der Hinweis auf eine App. Und die Nutzung eben dieser App ist kostenpflichtig. BILD begründet das mit dem auf mobile Geräte zugeschnittenen Angebot; Medieninhalte … bla.
Wie so oft vergisst der Anbieter hier, den User nach seinem Wünschen zu fragen. Vielleicht will ich keine Medieninhalte abrufen, weil ich bild.de einfach auf dem Weg zur Arbeit in der Bahn lesen möchte und daher keine Lust auf große Videos etc. habe. Statt bild.de aufzurufen wie auf dem PC auch und den User auf die App hinzuweisen, werden mobile Nutzer ausgesperrt. "Zahle, denn wir zwingen dich zu deinem Glück, <strike>Goldesel</strike> Kunde." Vielleicht ist es aber auch schlicht der Glaube, dass mobile Nutzer eher gewillt sind, in die Tasche zu greifen.
Für mich sind solche Tricks, mobile User vom stationären User zu trennen, nur um noch etwas mehr Geld zu machen, völlig inakzeptabel. Und zum Glück lassen sie sich umgehen, denn gerade unter iOS gibt es einige Browser, die einen stationären Computer vortäuschen.
Jüngst hinzugekommen ist iChromy für das iPad, hier zu finden. Nicht nur, dass es sich um einen schnellen Browser im Chrome-Look handelt. Er ist zudem kostenfrei und kann so eingestellt werden, dass er sich u.a. als MacOS Safari 5 ausgibt. Stellt man dies ein, umgeht man mobile Bezahlschranken zuverlässig.
Fazit: Zeitungsverlage hinken wie andere Branchen der Zeit hinterher und haben den Trend verschlafen. Nun versuchen sie, krampfhaft Geld zu machen - und werden imho scheitern. Mobile Bezahlschranken sind in meinem Augen völlig besch… und lassen sich gut umgehen; zum Glück :-)